Ich habe Legasthenie

Eine emotionale Darstellung des Themas einer jungen Frau.

Was legasthene Menschen dringend brauchen

Die noch immer zu weit verbreiteten Versuche, Probleme beim Schreiben und Lesen auf medizinischer Ebene zu mildern, funktionieren nicht und bringen sogar noch mehr Frust und Verzweiflung für die Betroffenen und deren Umfeld. Legasthenie zu pathologisieren ist deshalb als ein misslungener und veralteter Ansatz zu bezeichnen.

Die Erklärung dafür ist einfach! Schreib- und Leselernprozesse müssen auf pädagogisch-didaktischer Ebene und mit viel Einfühlungsvermögen individuell unterstützt werden und nicht mittels medizinischer Maßnahmen. Nur dann, wenn es im Zusammenhang mit dem Schreiben und Lesen schon zu psychischen oder physischen Auffälligkeiten gekommen ist, müssen Spezialisten zusätzlich hinzugezogen werden, damit ein umfassender Erfolg gewährleistet werden kann.

Was legasthene Menschen im Besonderen benötigen, sind aber ein tiefgreifendes Einfühlungsvermögen und ein Verständnis für ihre besonderen Verhaltensweisen und Denkweisen. Diese Voraussetzungen müssen beim Umfeld des Betroffenen unbedingt vorhanden sein, damit auch eine Verbesserung der Leistungen im Schreib- und Lesebereich stattfinden kann.

Man beobachtet, dass legasthene Menschen nett, begabt und intelligent sind, über einen kreativen und produktiven Geist verfügen und für andere Menschen ein gutes Einfühlungsvermögen haben. Trotz ihrer manchmal nicht einfachen schulischen Situation verfügen sie auch über Humor.

Geben wir diesen besonderen Menschen deshalb, was sie am meisten brauchen! Bringen wir ihnen Vertrauen entgegen. Loben wir sie, wenn sie etwas gut gemacht haben. Seien wir auch geduldig und helfen wir ihnen dabei, auf ihre eigene Weise zu lernen. Geben wir ihnen Zeit und ermutigen wir sie immer wieder, wenn sie Misserfolge haben. Behandeln wir sie gleich wie andere Menschen. Erkennen und akzeptieren wir ihre Stärken.

Dr. Astrid Kopp-Duller, 2010: «Legasthene und dyskalkule Menschen haben eine besondere Informationsverarbeitung und dadurch bedingt eine besondere Lernfähigkeit, welche an die pädagogisch-didaktische Interventionsebene hohe Anforderungen stellt.»