Fragen & Antworten
1. Was ist Legasthenie?
1.1 Was ist Legasthenie oder wie wird sie definiert?
1.2 Was bedeutet der Begriff „Teilleistungsstörung“?
1.3 Gibt es eine klare Abgrenzung der Begriffe LRS und Legasthenie?
1.4 Worin besteht der Unterschied zwischen einer LRS und einer speziellen LRS (Legasthenie)?
1.5 Welche drei Bereiche müssen Auffälligkeiten zeigen, damit man von einer Legasthenie sprechen kann?
1.6 Immer wieder stößt man darauf, dass Legasthenie als Störung bezeichnet wird, ist dass richtig? Es sind aber doch gesunde Kinder!?
1.7 Worin liegen mögliche Ursachen von Lernproblemen?
1.8 Was versteht man unter Lateralisationsentwicklung?
2. Wie erkenne ich Legasthenie?
2.1 Welche Anzeichen für Legasthenie gibt es im Vorschulalter?
2.2 Welche Anzeichen für Legasthenie gibt es bei Kindern unter oder mit 9 Jahren?
2.3 Welche Anzeichen für Legasthenie gibt es bei Kindern von 9 – 12 Jahren?
2.4 Welche Anzeichen für Legasthenie gibt es bei Schülern mit 12 Jahren und älter?
2.5 Wo kann ich einen Legasthenietrainer für mein legasthenes Kind finden, der mein Kind testet und/oder trainiert?
3. Legastheniker und Schule
3.1 Ist mein Kind blöder als die anderen?
3.2 Wird im Zeugnis vermerkt, dass ein Kind legasthen ist?
3.3 Über die Beurteilung von legastheniebedingten Fehlern
3.4 Mir ist schon passiert, dass eine Diagnose bezüglich Legasthenie von Lehrern überhaupt nicht ernst genommen worden ist. Wie kann ein Lehrer so wenig Interesse an dem ihm anvertrauten Kindern zeigen?
3.5 Mein Kind bekommt immer Diktat zurück, in der die Farbe Rot überwiegt. Das ist sehr deprimierend für mein Kind. Was kann man tun?
3.6 Die Lehrerin hat meinem Kind für die ganzen Ferien Schreib/Rechenaufgaben zum Üben mitgegeben, damit es über die Ferien nicht alles verlernt. Ist das gut?
3.7 Die Lehrerin hat mir gesagt, mein Kind tue nur das, was es will, es sei zu verwöhnt!
3.8 Die Lehrerin möchte, dass ich mit meinem Kind noch mehr übe, dabei sitzt es schon viel länger als andere Kinder!
3.9 Helfen Nachhilfelehrer und Förderunterricht in der Schule weiter?
3.10 Was kann ich tun, um mein Kind das Selbstbewusstsein zu stärken?
3.11 Womit kann ich mein Kind in der Freizeit fördern?
4. Fragen zum Legasthenietraining
4.1 Sollte die Hilfe für ein legasthenes Kind unbedingt in einem Einzeltraining erfolgen?
4.2 Darf ein diplomierter Legasthenietrainer ein pädagogisches Gutachten verfassen, welches den Eltern mitgegeben wird?
4.3 Wenn ein Kind in das Legasthenietraining kommt, über wie viele Stunden wird es dann im Durchschnitt bei einer mittelschweren Legasthenie trainiert?
4.4 Wo soll das Legasthenietraining mit den Kindern am besten stattfinden?
4.5 Wie lange ist die Minutenaufteilung (Aufmerksamkeits-, Funktions- und Symptomtraining) in einer Trainingsstunde?
4.6 Ist eine Stunde nicht zu kurz für ein Legasthenietraining, wären nicht zwei aufeinander folgende Einheiten bei manchen Kindern besser?
4.7 Wird immer zuerst das ABC neu erarbeitet, dann die Wörter und dann die Wörterkartei oder geht das fließend ineinander über?
4.8 Wenn man mit einem Kind erst noch einmal die Buchstaben durchnehmen muss, wie viele Buchstaben nimmt man dann in einer Stunde durch – oder werden nur Buchstaben durchgenommen, die dem Kind Schwierigkeiten bereiten?
4.9 Wenn ein Kind mit dem Schreiben, Lesen und Rechnen Probleme hat, soll man gleichzeitig alle Gebiete trainieren?
4.10 Welche Methoden sind in einem Legasthenietraining anzuwenden ?
4.11 Wie lange ist ein Funktionstraining möglich?
4.12 Ist es richtig, dass bei einem legasthenen Kind zuerst nur Teilleistungstraining gemacht werden soll?
4.13 Gibt es auch so genannte therapieresistente Legastheniker?
4.14 Ist die Montessoripädagogik für ein legasthenes Kind geeignet ?
4.15 Wie lange soll man ein legasthenes Kind trainieren, gibt es da Richtlinien?
5. Testverfahren
5.1 Darf ein Lese- und Rechtschreibtest auch von Pädagogen ausgeführt werden, und wie relevant ist er für die Beurteilung einer Legasthenie?
5.2 Muss ein Kind getestet sein, damit man mit ihm trainieren kann?
5.3 Welche Testmöglichkeiten gibt es überhaupt und wie komme ich an das Material?
5.4 Wo kann ich Rechtschreib-, Intelligenz- und Rechentests bekommen? Wo kann ich die Tests kennen lernen?
5.5 Wenn von einem Psychologen ein Testergebnis vorhanden ist, soll dann der Legasthenietrainer nochmals testen?
5.6 Wie aussagekräftig ist ein IQ-Test für eine Legasthenie?
6. Wahrnehmung und Teilleistungsstörungen
6.1 Wo kann ich über den Unterschied zwischen Wahrnehmungsfehler und Rechtschreibfehler nachlesen?
6.2 Gibt es in der Wahrnehmung von zwei- und dreidimensionalen Bildern beim legasthenen Menschen einen Unterschied?
6.3 Warum übt man mit legasthenen Kindern auch anhand von Bildern die Teilleistungen und nicht nur mit Buchstaben- oder Zahlensymbolen?
7. Dyskalkulie (Rechenschwäche)
7.1 Was ist eine Rechenschwäche (Arithmasthenie)?
7.2 Was sind die wichtigsten Symptome für eine Rechenschwäche?
7.3 Was sind Algorithmen ?
8. Dyskalkulietraining
8.1 Erarbeitet man mit allen Kindern, die Dyskalkulie haben, zuerst nochmals die Zahlensymbole, die Menge, die Operationszeichen (wie im Buch Dyskalkulie beschrieben) und fährt man dann fort mit dem Zehneraufbau….(wie im Buch von Rainer Dürre „Dyskalkulie“ beschrieben) – oder läuft da auch manches parallel?
8.2 Was sollte im Dyskalkulietraining gefördert werden?
9. Hyperaktivität, ADS
9.1 Was versteht man unter Hyperaktivität?
9.2 Welche Symptome zeigen sich bei einer vorliegenden MCD?
9.3 Was versteht man unter Hypo-affektivität?
9.4 Was ist ADS?
9.5 Welche Symptome treten bei einer ADS auf?
9.6 Sind Jungen öfter von Hyperaktivität und ADS betroffen als Mädchen?
10. Hochbegabung
10.1 Wann ist ein Kind hochbegabt?
10.2 Wie kann ich feststellen, ob mein Kind hochbegabt ist?
10.3 Welche Merkmale gibt es für Hochbegabung?
10.4 Warum brauchen hochbegabte Kinder Hilfe?
10.5 Wie können wir hochbegabte Kinder, entsprechend ihren Fähigkeiten, fördern?
11. Zweck und Aufgaben des Dachverband Legasthenie Deutschland e.V.
11.1 Ist der Dachverband Legasthenie Deutschland (DVLD e.V.) ein gemeinnütziger Verband?
11.2 Welches Ziel hat der DVLD e.V.?
11.3 Wer kann Mitglied des DVLD e.V. werden?
Die Antworten zu Ihren Fragen:
1. Thema: Was ist Legasthenie?
Was ist Legasthenie oder wie wird sie definiert?
Dr. Astrid Kopp-Duller stellte 1995 folgende Definition auf: „Ein legasthener Mensch, bei guter oder durchschnittlicher Intelligenz, nimmt seine Umwelt differenziert anders wahr, seine Aufmerksamkeit lässt, wenn er auf Symbole, wie Buchstaben und Zahlen trifft, nach, da er sie durch seine differenzierten Teilleistungen anders empfindet als nicht legasthene Menschen, dadurch ergeben sich Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens, Schreibens oder Rechnens.“
Was bedeutet der Begriff „Teilleistungsstörung“ ?
Bei Kindern mit Legasthenie, die nur im Lese- und Schreibbereich (und Kinder mit Dyskalkulie nur bei Rechenaufgaben) schlechte Leistungen zeigen, in anderen Fächern aber nicht, spricht man von einer Teilleistungsstörung.
Es handelt sich also bei der Legasthenie um ein Problem normal-, oft hochbegabter Kinder, die trotz normalen Schulbesuchs nicht die für ihre Altersgruppe erwartbaren Lese- und Schreibfähigkeiten erwerben. Das macht sie zu einer Randgruppe, weil in unserem Kulturkreis von einer mangelnden Rechtschreibfähigkeit fälschlich auf mangelnde Intelligenz geschlossen wird. Die betroffenen Kinder sind sich ihrer Defizite sehr häufig bewusst. Um zu verhindern, dass ihre Schwächen entdeckt werden, setzen sie oft Vermeidungsstrategien in Gang, was zu Verhaltensstörungen sozialer und emotionaler Art führen kann.
Gibt es eine klare Abgrenzung der Begriffe LRS und Legasthenie?
Wie es Ihnen sicherlich bekannt ist, unterscheidet man gerade in Deutschland diese zwei Begriffe überhaupt nicht. Dies bedeutet natürlich oft für Kinder, die von einer tatsächlichen Legasthenie betroffen sind, schwere Nachteile, da die Förderung meist nur ein Üben am Symptom, als vermehrtes Schreiben, Lesen oder Rechnen, mit sich bringt. Dies ist zwar ein praktikabler Ansatz für LRS Kinder, legasthene Kinder brauchen mehr, da diese durch ihre differenzierte Sinneswahrnehmung gehandikapt sind. Wie wichtig die nicht einseitige Unterstützung von legasthenen Kindern ist, zeigen die beträchtlichen Erfolge, die man mit einem umfassenden Training erzielen kann!
Worin besteht der Unterschied zwischen einer LRS und einer speziellen LRS (Legasthenie)?
Der Unterschied besteht vor allem in den Ursachen. Die spezielle Legasthenie ist vor allem genbedingt. Sie wird oft vererbt und ist als Anlage vorhanden. Die LRS wird erworben, durch psychische Ursachen und physische, durch das familiäre Umfeld, durch die Unterrichtsmethoden, durch Lerndefizite, Minderbegabung etc.
Schenk Danzinger beschreibt die MCD, die Minimale Cerebrale Dysfunktion, die oft durch Schwierigkeiten während der Schwangerschaft, des Geburtsvorganges oder in den ersten Monaten des Säuglings entstehen können.
Welche drei Bereiche müssen Auffälligkeiten zeigen, damit man von einer Legasthenie sprechen kann?
Von einer Legasthenie kann man sprechen, wenn bei einem Betroffenen Auffälligkeiten in der Aufmerksamkeit auftreten, dazu die Sinneswahrnehmung differenziert ist und eine entsprechende Fehlersymptomatik vorliegt. Sind Auffälligkeiten aufgetreten, so sollte recht schnell ein speziell ausgebildeter Lehrer, Legasthenietrainer oder Psychologe das Kind testen. Ein Legasthenietrainer kann mit dem AFS-Testverfahren sehr schnell Aufschluss geben, wo die Förderung einsetzen muss.
Immer wieder stößt man darauf, dass Legasthenie als Störung bezeichnet wird, ist dass richtig? Es sind aber doch gesunde Kinder!?
Legastheniespezialisten arbeiten in erster Linie mit gesunden Kindern, da man das legasthene Kind nicht im Vorhinein als ein krankes bezeichnen kann. Doch stellt sich in der Praxis immer wieder heraus, dass einige Kinder an so genannten Sekundärproblematiken leiden. Sollten sich diese zeigen, so ist oft zusätzliche Hilfe von Fachleuten notwendig.
Bezeichnungen wie Störungen, Schwächen, Behinderung oder Krankheit sollten für ein legasthenes Kind ohne Sekundärproblematik vermieden werden.
Worin liegen mögliche Ursachen von Lernproblemen?
Die Ursachen können beim Kind liegen, wie z.B. genbedingt sein, es können Teilleistungsstörungen vorliegen, eine MCD Minimale Cerebrale Dysfunktion, es können Sprachentwicklungsstörungen oder Reifedisproportion, das Kind kann in zu reizarmer Umgebung aufgewachsen sein u.s.f.. Die Ursachen können in der Familie liegen, wie z.B. durch eine verlängerte Symbiose mit der Mutter, Scheidung, Todesfall, dysfunktionale Familie, materielle Probleme u.s.f.. Schließlich können die Ursachen in der Schule zu suchen sein, wie z.B. durch die Leistungsbeurteilung, Gruppenunfähigkeit des Kindes, durch Antipathie, Übungsdefizite u.s.f.
Was versteht man unter Lateralisationsentwicklung?
Darunter versteht man die Spezifikation der beiden Gehirnhälften.
2. Thema: Wie erkenne ich Legasthenie?
Welche Anzeichen für Legasthenie gibt es im Vorschulalter?
– Das Erlernen des Klarsprechens erfolgt später, als erwartet, Phrasen werden vermischt bzw. verwechselt
– Das Kind spricht schneller als es handelt
– Verwendung von ähnlichen oder Ersatzwörtern
– Verwendung von falschen Bezeichnungen, z.B. Lampenschirm für Laternenpfahl
– Durcheinanderbringen von richtungweisenden Wörtern, z.B. hinauf/hinunter, innen/außen
– Erhöhte Kreativität
– Probleme beim Erlernen von Kinderliedern
– Probleme beim Reimen von Wörtern
– Problem beim Herausfinden eines nicht passenden Wortes
– Krabbelte nicht oder nur wenig ausgiebig
– Probleme mit „Abläufen“ (Reihungen), z.B. farbige Perlen aneinanderreihen
Welche Anzeichen für Legasthenie gibt es bei Kindern unter oder mit 9 Jahren?
– große Schwierigkeiten beim Lernen des Lesens und Schreibens
– ständiges und fortlaufendes Vertauschen von Zahlen und Buchstaben, z.B. 15 für 51; b für d
– Problem beim Unterscheiden von rechts und links
– Schwierigkeiten beim Behalten des Alphabets, beim Multiplizieren von Tabellen und im Erinnern von Reihenfolgen wie z.B. der Tage der Woche, der Monate des Jahres und der Jahreszeiten
– Fortlaufende Schwierigkeiten beim Binden von Schuhbändern, Ball fangen, Seilspringen usw.
– Unaufmerksamkeit
– Frustration, die zu Verhaltensproblemen führen kann
Welche Anzeichen für Legasthenie gibt es bei Kindern von 9 – 12 Jahren?
– fortlaufende Fehler beim Lesen, Fehlen des Leseverständnisses
– sonderbare Aussprache, Buchstaben werden z.B. ausgelassen oder in der falschen Reihenfolge ausgesprochen
– für Schreibarbeiten wird eine überdurchschnittlich lange Zeit benötigt
– Desorganisation zu Hause und in der Schule
– Probleme beim genauen Abschreiben von der Tafel oder dem Lehrbuch
– Probleme beim Niederschreiben (Aufschreiben) von mündlichen Anweisungen
– Wachsender Mangel an Selbstvertrauen und wachsende Frustration
Welche Anzeichen für Legasthenie gibt es bei Schülern mit 12 Jahren und älter?
– Neigung falsch (ungenau) oder nicht zusammenhängend zu lesen
– inkonsequentes Buchstabieren
– Probleme beim Planen (Entwerfen) und Schreiben von Aufsätzen
– Neigung, mündliche Anweisungen und Telefonnummern durcheinander zu bringen
– ernsthafte Problem mit fremden Sprachen
– geringes Selbstvertrauen
Wo kann ich einen Legasthenietrainer für mein legasthenes Kind finden, der mein Kind testet und/oder trainiert?
Bitte schauen Sie auf der Liste im Internet unter http://www.legasthenietrainer.com nach und suchen sie sich den Legasthenietrainer in Ihrer unmittelbaren Wohnnähe heraus.
3. Thema: Legastheniker und Schule
Ist mein Kind blöder als die anderen?
Da legasthene oder rechenschwache Kinder nicht dumm sind, sondern in der Regel über einen mindestens durchschnittlichen IQ verfügen, merken sie schnell, dass sie mehr Probleme als ihre Mitschüler haben. Obwohl sie sich gerade in den ersten beiden Schuljahren sehr bemühen, gute Leistungen zu erbringen, sind ihre Anstrengungen ohne die richtige Förderung nicht von Erfolg gekrönt. Die grundlegenden Rechenvorgänge werden in der Schule fast immer schneller behandelt, als es für rechenschwache Kinder notwendig ist. Die legasthenen Kinder benötigen beim Schreiben und Lesen mehr Zeit und werden oft noch ausgelacht, wenn sie laut vorlesen müssen. Somit verlieren diese schnell den Anschluss an den Leistungsstand der Klasse und fühlen sich dumm, missverstanden und ausgegrenzt. Ihr Selbstbewusstsein leidet stark, und nicht selten wirken sich diese seelischen Belastungen nun auch auf andere Fächer aus. Die Lust am Lernen geht verloren.
Wird im Zeugnis vermerkt, dass ein Kind legasthen ist?
Wenn ein Kind den NTA (Nachteilsausgleich) in Anspruch nimmt, bzw. in Deutsch oder Mathe nicht benotet wird, so wird im Zeugnis ein Vermerk gemacht, der in etwa lauten kann: Aufgrund einer fachärztlich festgestellten Legasthenie wurden die Rechtschreibleistungen nicht bewertet.
Über die Beurteilung von legastheniebedingten Fehlern
(Wahrnehmungsfehler oder Rechtschreibfehler) herrscht bei Lehrern große Unsicherheit.
Wichtig ist, dass Lehrer über das Thema Legasthenie genügend Wissen haben, um eine differenzierte Beurteilung durchführen zu können. Sie müssen das Phänomen der Legasthenie verstehen und die Reaktionen der Kinder richtig deuten können. Ein grundsätzliches Verständnis für legasthene Kinder ist notwendig, aber unbedingt auch eine gezielte Förderung. Die Zusammenarbeit zwischen Betroffenen, Lehrern, Trainer und Eltern ist eine unbedingte Voraussetzung für das Gelingen einer Förderung. Im Schulgesetz sind ausdrücklich Möglichkeiten enthalten, die eine differenzierte Beurteilung von Schülern ermöglichen. Die Rechtschreibung ist auch nur an vierter Stelle bei der Bewertung von schriftlichen Arbeiten anzusetzen. In manchen Bundesländern ist auch das Aussetzen von Diktatnoten in der Grundschule durchsetzbar.
http://www.legasthenieverband.org/erlaesse/
Mir ist schon passiert, dass eine Diagnose bezüglich Legasthenie von Lehrern überhaupt nicht ernst genommen worden ist. Wie kann ein Lehrer so wenig Interesse an dem ihm anvertrauten Kindern zeigen?
Das ist sicherlich ein sehr schwerwiegendes Problem. Nur ausreichende Information und Argumentation kann dagegen helfen. Bei manchen Menschen hilft aber gar nichts!
Mein Kind bekommt immer Diktat zurück, in der die Farbe Rot überwiegt. Das ist sehr deprimierend für mein Kind. Was kann man tun?
Man sollte unbedingt versuchen, mit dem Lehrer zu sprechen. Vor allem in den ersten Grundschuljahren ist es durchaus möglich und notwendig, dass die Lehrer positiv bewerten. Sie sollten nicht die Fehler zählen, sondern solche Vermerke, wie: „Du hast schon 20 richtige Wörter.“ oder „Du hast heute 5 Wörter mehr richtig geschrieben.“
In vielen Ratgebern wird auch empfohlen, bei Problemkindern auf die Farbe grün überzugehen und dabei positiv zu bewerten. So werden die Kinder nicht mehr so sehr entmutigt, weil sie nur noch „Rot“ sehen.
Die Lehrerin hat meinem Kind für die ganzen Ferien Schreib/Rechenaufgaben zum Üben mitgegeben, damit es über die Ferien nicht alles verlernt. Ist das gut?
Nein! Grundsätzlich sollte man darauf achten, dass jedes Kind seine Ruhepausen, vor allem in den Ferien, dringend benötigt. Kinder mit Lernschwächen müssen sehr viel mehr Energie fürs Lernen aufbringen, als gute Schüler. Gerade deshalb sollte der Grundsatz gelten: In den Ferien darf sich das Kind erholen!
Die Lehrerin hat mir gesagt, mein Kind tue nur das, was es will, es sei zu verwöhnt!
Die meisten Kinder mit Lernschwächen sind oft so verunsichert und ängstlich, dass sie nur noch das tun, was sie sich selbst zutrauen. Sie machen also nicht das, was sie wollen, sondern, das, was sie sich noch zutrauen und wo sie nicht ein erneutes Misserfolgserlebnis erwarten. Es ist deshalb wichtig, mit der Lehrerin im ständigen Kontakt zu bleiben und bei ihr sowohl Verständnis für das Kind, als auch das Interesse die Legasthenie zu wecken.
Die Lehrerin möchte, dass ich mit meinem Kind noch mehr übe, dabei sitzt es schon viel länger als andere Kinder!
Einfaches nur mehr üben hilft bei Kinder mit Legasthenie und/oder Dyskalkulie in der Regel nichts. Oft wird das Kind nur noch mehr verunsichert und überlastet. Ein Kind, vor allem im Grundschulalter, benötigt viel Zeit für Erholung und zum Spielen. Außerdem kann es sich oft am Nachmittag nicht mehr konzentrieren, sodass mehr Üben in der Regel nur noch mehr Frust und Ärger bringt.
Helfen Nachhilfelehrer und Förderunterricht in der Schule weiter?
In der Regel bringen für diese Kinder weder einfache Nachhilfelehrer noch der Förderunterricht in der Schule wirkliche Hilfe. Vor allem, wenn bei der Nachhilfe und Förderung nur wieder das geübt wird, was man soundso schon im Unterricht übte. Hier sind andere Wege und Methoden vonnöten, die also eine spezielle Förderung, meistens in Einzelförderung notwendig machen.
Was kann ich tun, um mein Kind das Selbstbewusstsein zu stärken?
Finden Sie heraus, welche Stärken es hat und fördern sie diese. Viele Legastheniker sind sehr kreativ, oder sehr praktisch veranlagt. Finden Sie heraus, wo die Stärken des Kindes liegen und ermöglichen Sie, dass sich das Kind beweisen kann.
Womit kann ich mein Kind in der Freizeit fördern?
Für Legastheniker wird oft Reiten empfohlen. Aber hier gilt, wie überall, dass nicht für jedes Kind alles gut ist, auch nicht das Reiten oder Sonstiges. Für die Förderung der Orientierung ist der Kampfsport Taekwando sehr zu empfehlen. Da hier ganze Bewegungsabfolgen mit Rechts-Links-Hand- und Fußbewegungen, mit Drehungen zu absolvieren sind, trainiert das Kinder mit Orientierungsproblemen sehr gut. Psychotherapeutischer Sport, Schwimmen und überhaupt Sport ist sehr zu empfehlen. Für die Entwicklung der Feinmotorik sind Spiele mit kleinen Figuren, wie z.B. Halma zu empfehlen. Es gibt sehr viele Spiele, die Ihre Kinder fördern, ohne dass es das bewusst merkt. Selbst gemachte Kartenspiele, oder Würfelspiele nehmen die Kinder auch sehr gerne an. Gehen Sie bitte bewusst durch die Spiel- und Bücherläden.
4. Thema: Fragen zum Legasthenietraining
Sollte die Hilfe für ein legasthenes Kind unbedingt in einem Einzeltraining erfolgen?
Die Erfahrungen aus der Praxis haben es bestätigt. Ein erfolgreiches Legasthenietraining erfordert die Eins zu Eins Situation Trainer/Kind. Nur so ist gewährleistet, dass die gesamte Einheit lang ein auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes zugeschnittenes Programm durchgeführt werden kann.
Darf ein Legasthenietrainer ein pädagogisches Gutachten verfassen, welches den Eltern mitgegeben wird?
Ja. Für Eltern ist eine schriftlich ausgefertigte Stellungnahme des Trainers oft von großem Vorteil, da sie etwas in der Hand haben, womit sie bei verschiedenen Stellen argumentieren können.
Wenn ein Kind in das Legasthenietraining kommt, über wie viele Stunden wird es dann im Durchschnitt bei einer mittelschweren Legasthenie trainiert?
Leider ist dies so unterschiedlich, hängt von so vielen Faktoren ab, dass man eine Stundenanzahl nicht nennen kann. Man geht bei einer mittelschweren Legasthenie aber von ca. 2-3 Jahren aus.
Wo soll das Legasthenietraining mit den Kindern am besten stattfinden?
Viele Lehrer trainieren mit Kindern im Rahmen der Schule. Bei vielen Personen, die aus anderen Berufsgruppen kommen, sind Praxisräume bereits vorhanden. Wichtig ist, das der Raum für das Training vom Vorteil ist, dabei hat sich eine Wohnzimmerumgebung nicht bewährt. Kein besonders guter Platz ist die eigene Umgebung des Kindes, also sein Zimmer oder der Wohnbereich der Familie. Eine geeignete Umgebung trägt auch zum Erfolg bei. In den Studienunterlagen und der Zusatzliteratur finden Sie auch Anregungen bezüglich des Arbeitsplatzes für das legasthene Kind.
Wie lange ist die Minutenaufteilung (Aufmerksamkeits-, Funktions- und Symptomtraining) in einer Trainingsstunde?
Eine starre Minuteneinteilung würde dem gesamten Konzept der AFS-Methode nicht gerecht werden. Manche Kinder benötigen lediglich am Anfang den Hinweis, manche Übungen zur Aufmerksamkeitssteigerung, manche müssen ständig wieder zu dieser gerufen werden. F und S kommt auf den Schweregrad, den Fortschritt und so weiter an. Ein wichtiger Faktor ist auch der gegenwärtige Schulstoff.
Ist eine Stunde nicht zu kurz für ein Legasthenietraining, wären nicht zwei aufeinander folgende Einheiten bei manchen Kindern besser?
Das kommt auf das Kind an, manche Kinder könnten zwei Einheiten nicht durchstehen.
Wird immer zuerst das ABC neu erarbeitet, dann die Wörter und dann die Wörterkartei oder geht das fließend ineinander über?
Manchmal muss man tatsächlich auch noch mit älteren Kindern sehr basal beginnen! Zuerst muss man feststellen, wo das jeweilige Kind steht und hier kontinuierlich mit dem Aufbau beginnen.
Wenn man mit einem Kind erst noch einmal die Buchstaben durchnehmen muss, wie viele Buchstaben nimmt man dann in einer Stunde durch – oder werden nur Buchstaben durchgenommen, die dem Kind Schwierigkeiten bereiten?
Dies ist immer im Zusammenhang mit der Belastbarkeit des Kindes zu sehen. Buchstaben, welche sich beim Kind schon im Langzeitgedächtnis befinden, braucht man nur noch zu wiederholen.
Wenn ein Kind mit dem Schreiben, Lesen und Rechnen Probleme hat, soll man gleichzeitig alle Gebiete trainieren?
Ja, natürlich, denn es ist in der Schule ja auch nicht möglich, ein Gebiet auszulassen!
Welche Methoden sind in einem Legasthenietraining anzuwenden ?
Alle Methoden, die wissenschaftlich anerkannt sind, aber auch Methoden, die empirisch wirksam sind. Wichtig ist für jeden betroffenen Menschen, individuell die Methode herauszufinden, welche auch Erfolge bringt. Jeder legasthene Mensch hat seine eigene Legasthenie! Es gibt keine Methode, die bei jedem Legastheniker wirkt !
Wie lange ist ein Funktionstraining möglich?
Bis ca. zum 15. Lebensjahr, danach mühsam bis nutzlos.
Ist es richtig, dass bei einem legasthenen Kind zuerst nur Teilleistungstraining gemacht werden soll?
Nein! Teilleistungstraining ist nur ein Teil eines guten Legasthenietrainings. Keinesfalls soll das Kind mit seinen Problemen im Schulalltag alleine gelassen werden. Deshalb ist es auch notwendig, auf den laufenden Schulstoff einzugehen.
Gibt es auch so genannte therapieresistente Legastheniker?
Ja, leider. Der Legasthenietrainer sollte die ihm anvertrauten Kinder genau beobachten und auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass all seine Bemühungen dem Kind nichts nützen. Viele verschiedene Ursachen können dafür natürlich der Grund sein. Kann man die Ursache eruieren und beseitigen, so kann man nochmals einen Trainingsversuch starten.
Ist die Montessoripädagogik für ein legasthenes Kind geeignet ?
Ja, aber nur dann, wenn sie tatsächlich nach Montessori betrieben wird, d.h. sehr konsequent. Legasthene Kinder müssen immer zum Schreiben, zum Lesen oder zum Rechnen motiviert werden, von alleine werden sie diese Tätigkeiten nicht verrichten. Mit allen Sinnen lernen ist für legasthene Kinder leichter.
Wie lange soll man ein legasthenes Kind trainieren, gibt es da Richtlinien?
Das ist je nach der Schwere der Legasthenie und dem Gesamtzustand des Kindes individuell verschieden. Man geht aber davon aus, das ein seriöses Legasthenietraining ein Jahr kaum unterschreitet.
5. Thema: Testverfahren
Darf ein Lese- und Rechtschreibtest auch von Pädagogen ausgeführt werden, und wie relevant ist er für die Beurteilung einer Legasthenie?
Ja. Sollte die Möglichkeit bestehen, eine Fehleranalyse anhand von Schreib- und Leseleistungen, die über einen längeren Zeitraum vom Kind erbracht worden sind, zu erstellen, so ist diese Vorgangsweise zu bevorzugen, da sie wesentlich aussagekräftiger ist, als ein Test, der immer nur eine Momentanaufnahme sein kann.
Muss ein Kind getestet sein, damit man mit ihm trainieren kann?
Nein! Grundsätzlich ist der diplomierte Legasthenietrainer befähigt, durch Beobachtung festzustellen, ob es sich um ein legasthenes Kind handelt oder nicht. Werden das Zusammentreffen von zeitweiliger differenzierter Aufmerksamkeit, wenn das Kind liest, schreibt oder rechnet, eine differenzierte Wahrnehmung in den Funktionsbereichen und Wahrnehmungsfehler beobachtet, so liegt die Vermutung nahe, dass wir es mit einem legasthenen Kind zu tun haben.
Welche Testmöglichkeiten gibt es überhaupt und wie komme ich an das Material?
Für diplomierte Legasthenietrainer stellt das DLC Ausbildungszentrum ein pädagogisches Testverfahren zur Verfügung. Ein Computer und ein Drucker sind Voraussetzung dafür.
Wo kann ich Rechtschreib-, Intelligenz- und Rechentests bekommen? Wo kann ich die Tests kennen lernen?
Bei diversen Verlagen, auch in Schulen und Bibliotheken liegen derartige Tests aus. Es gibt sehr viele verschiedene Tests.
Welche Möglichkeiten der Testung kann ich anwenden? Das pädagogische AFS-Testverfahren zur Feststellung einer Legasthenie und diverse Lese-, Rechtschreibtests. Psychologische Testverfahren dürfen von Legasthenietrainern nicht durchgeführt werden.
Wenn von einem Psychologen ein Testergebnis vorhanden ist, soll dann der Legasthenietrainer nochmals testen?
Der Legasthenietrainer sollte sich selbst ein Bild über das zu trainierende Kind machen. Natürlich kann das Testergebnis eines Psychologen sehr hilfreich und unterstützend sein.
Dürfen Daten von Kindern, die z.B. bei der Anamnese festgestellt wurden, weitergegeben werden? Nur mit der Genehmigung der Eltern.
Wie aussagekräftig ist ein IQ-Test für eine Legasthenie?
Überhaupt nicht! Es gibt legasthene Kinder, die eine durchschnittliche, überdurchschnittliche oder auch unterdurchschnittliche Intelligenz aufweisen. Jedes Kind hat das Recht darauf gefördert zu werden. Es hat sich auch gezeigt, dass ein intensives individuelles Legasthenietraining bei allen Kindern positiv wirkt.
6. Thema: Wahrnehmung und Teilleistungsstörungen
Wo kann ich über den Unterschied zwischen Wahrnehmungsfehler und Rechtschreibfehler nachlesen?
Eine ausführliche Antwort darüber finden Sie im Buch „Legasthenie-Training nach der AFS-Methode“ https://www.legasthenietrainer.at/afsbuch/
Gibt es in der Wahrnehmung von zweidimensionalen und dreidimensionalen Bildern beim legasthenen Menschen einen Unterschied?
Ja! Natürliche, also dreidimensionale, werden leichter und deutlicher wahrgenommen. Bei zweidimensionalen Bildern können legasthene Menschen auch noch zumeist bestehen, schwierig wird es bei Buchstaben oder Zahlen.
Warum übt man mit legasthenen Kindern auch anhand von Bildern die Teilleistungen und nicht nur mit Buchstaben- oder Zahlensymbolen?
Mit Bildern die Sinneswahrnehmungen zu üben stellt sozusagen eine Vorarbeit für die Buchstaben- und Zahlensymbolik dar. Es hilft dem Kind den Einstieg zu erleichtern und wirkt sehr motivierend, da mit der Bildsymbolik schnelle Erfolge sichtbar werden.
7. Thema: Dyskalkulie (Rechenschwäche)
Was ist eine Rechenschwäche (Arithmasthenie)?
Dyskalkulie (Arithmasthenie/Rechenschwäche) ist eine spezielle Teilleistungsschwäche. Unter Rechenschwäche werden festgestellt beständige Minderleistungen im Lernstoff des arithmetischen Grundschulbereiches (Mächtigkeitsverständnis, Zahlbegriff, elementare Operationen, Dezimalsystem) verstanden, wobei die betroffenen Schüler mit ihrer subjektiven Logik in systematisierbarer Art und Weise Fehler machen, die bekannten i.a. nachweisbaren Fehlertypen entsprechen.
Was sind die wichtigsten Symptome für eine Rechenschwäche?
Angst vor der Mathematik.
Angst vor den Klassenarbeiten in Mathematik.
Angst vor der Lehrperson in Mathematik.
Ständige Misserfolge im Fach Mathematik, obwohl vorher „erfolgreich“ geübt wurde.
Im Vergleich zu anderen Schülern und Fächern hoher Zeitaufwand für die Hausaufgaben in Mathematik.
Orientierungsprobleme wie z.B. Probleme beim Positionierungen wie oben, unten, links, rechts und zwischen. Einer und Zehner werden häufig verwechselt, ähnliche Ziffern wie 9 und 6 werden häufig verwechselt.
Die Aufgabenstellungen werden zumeist zählend bewältigt. Das Kind hat Probleme, rückwärts zu zählen und nur aus der Vorstellung heraus abzuzählen, z.B. „In unserem Wohnzimmer stehen…, 6 Stühle!“
Es werden oft die Rechenarten –minus mit plus, mal mit plus vertauscht. Sie haben oft Schwierigkeiten mit Sachaufgaben, können sich das Einmaleins nur schwer merken. Im Zusammenhang mit der Null treten häufig Fehler auf.
Häufig haben sie Schwierigkeiten, die Uhr zu lesen
Was sind Algorithmen ?
Kinder, welche unter einer Dyskalkulie leiden, verwenden oft so genannte Algorithmen, die sie sich selbst erschaffen, und welche auch bis zu einer bestimmten Summe stimmen können. Wichtig ist immer zu hinterfragen, wie das Kind zum Ergebnis gekommen ist. Dieser Denkstruktur können falsche Algorithmen zu Grunde liegen.
Zählen ist der Ursprung jeder mathematischen Operation. Versuchen Sie deshalb, Kinder unbedingt zum Zählen anzuhalten. Die Symbolik der Zahl soll bei jedem Rechenvorgang, der bildlich gezeigt wird (z. B. Kugeln oder Smarties) immer dabei sein. Zeigen Sie dem Kind z. B. den Rechenvorgang 5 mal 5, so legen Sie fünf mal fünf Kugeln auf die eine Seite und fünfundzwanzig Kugeln auf die andere Seite. Unterhalb der Kugeln sollen aber unbedingt die dazugehörigen Zahlen liegen.
8. Thema: Dyskalkulietraining
Erarbeitet man mit allen Kindern, die Dyskalkulie haben, zuerst nochmals die Zahlensymbole, die Menge, die Operationszeichen (wie im Buch Dyskalkulie beschrieben) und fährt man dann fort mit dem Zehneraufbau….(wie im Buch von Rainer Dürre „Dyskalkulie“ beschrieben) – oder läuft da auch manches parallel?
Manchmal muss man tatsächlich auch noch mit älteren Kindern sehr basal beginnen! Zuerst muss man feststellen, wo das jeweilige Kind steht und hier kontinuierlich mit dem Aufbau beginnen.
Was sollte im Dyskalkulietraining gefördert werden?
Man sollte, besonders unter der Berücksichtigung der Entwicklungsbesonderheiten des Kindes, vom konkreten Handeln und Operieren mit Materialien ausgehen. Viele bildhafte Darstellungen, die dann ins Abstraktere führen sollten, können das Verständnis der Zeichen fördern. Hilfreich ist dabei Konkretes neben Bildhaftes und Abstraktes zu legen, um vom Konkreten zum abstrakten Zeichen das Verständnis des Kindes zu führen.
9. Thema: Hyperaktivität, ADS
Was versteht man unter Hyperaktivität?
Darunter versteht man eine übertriebene kindliche Aktivität, vereint mit Lernschwierigkeiten und der Unfähigkeit aufmerksam zu sein.
Welche Symptome zeigen sich bei einer vorliegenden MCD?
Nach der international gebräuchlichen Klassifikation von Krankheiten werden unter dem Begriff „Hyperkinetisches Syndrom“ Verhaltensauffälligkeiten mit folgenden charakteristischen Merkmalen verstanden:
– Ein früher Beginn in der Vorschulzeit (gewöhnlich in den ersten fünf Lebensjahren).
– Eine Kombination von überaktivem, wenig gesteuertem Verhalten mit deutlicher Unaufmerksamkeit.
– Ein Mangel an Ausdauer bei Aufgabenstellungen, die einen kognitiven Einsatz verlangen.
– Eine Tendenz, nicht vorhersehbar von einer Tätigkeit rasch zu einer anderen zu wechseln, ohne etwas zu Ende zu bringen.
– Eine desorganisierte, mangelhaft gesteuerte und überschießende motorische Aktivität, die sich sowohl im grobmotorischen Bereich als ständiges Herumlaufen, Aufstehen und Platzveränderung äußern kann, als auch im feinmotorischen Bereich in Form von Koordinationsproblemen wie krakeliger Schrift, Problemen bei allen zeichnerischen Tätigkeiten und beim Malen sowie allgemein in der Heftführung.
Nach der Klassifikation nach DSM-III lauten die Symptome der Hyperaktivität wie folgt:
– zappelt häufig mit den Händen und Füßen oder windet sich in seinem Sitz
– kann nur schwer sitzen bleiben, wenn dies von ihm verlangt wird
– redet häufig übermäßig viel
hat einen großen Verschleiß an Gegenständen, die für den Alltag nötig sind (z.B. Schulmaterial, Kleidungsstücke).
Was versteht man unter Hypo-affektivität?
Darunter versteht man das Verhalten von Kindern, in geringerem Ausmaß emotional ansprechbar zu sein.
Was ist ADS?
ADS ist die Abkürzung für Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom. ADS ist ein neuro-biologisches Phänomen, welches sich durch eine nicht altersgemäße Impulsivität, durch Schwierigkeiten in der Aufmerksamkeitsspanne und zusätzlich durch eine zum Teil vorhandene Hyperaktivität darstellt (man spricht dann von ADS mit Hyperaktivität). Grundsätzlich müssen die Symptome mindestens sechs Monate vorhanden sein und vor dem siebten Lebensjahr sichtbar sein.
Welche Symptome treten bei einer ADS auf?
Kinder mit ADS vergessen schnell mal was, sind unorganisiert, verlieren schnell was, werden leicht ungeduldig oder beleidigt, geraten schnell in große Wut oder Freude, machen einen „dummen“ Fehler oder hören nicht zu. Sie zappeln viel, haben Mühe, Anweisungen zu folgen, können gestellte Aufgaben nicht beenden, Handeln ohne nachzudenken, Stören oft den Unterricht, können sich nicht konzentrieren, sind nur gering belastbar und haben Probleme mit ihren Hausaufgaben.. Sehr oft führen solche Probleme zu schlechten Noten, Strafaufgaben, sozialen Konflikten und Ausgrenzung.
Sind Jungen öfter von Hyperaktivität und ADS betroffen als Mädchen?
Jungen werden oft eher mit ADS diagnostiziert, weil sie mehr hyperaktives, impulsives und unaufmerksames Verhalten aufzeigen. Mädchen mit ADS haben oft etwas „Zurückgezogenes“, sorgen sich viel und sind weniger aggressiv als Jungen. Wenn Jungen mit ADS älter werden und ins Jugendalter kommen, zeigen Untersuchungen, dass sie eher aufsässig und aggressiv werden. Jugendliche Mädchen entwickeln eher somatische Probleme, wie Kopfschmerzen, Magenschmerzen und Müdigkeit.
10. Thema: Hochbegabung
Wann ist ein Kind hochbegabt?
Hochbegabung ist keine einseitige Begabung, sondern die Fähigkeit auf vielen Gebieten außergewöhnliche, oft überraschende Leistungen zu zeigen. Die Denkgeschwindigkeit und Denkmöglichkeit ist bei hochbegabten Menschen extrem erhöht. Als Kinder können sie bereits mit wenig gegebenen Fakten andere, unübliche Lösungswege finden. Hochbegabung beinhaltet bei angemessener Forderung ein gutes Gedächtnis, eine hohe Konzentrationsfähigkeit, ein schnelles Reaktionsvermögen und Ausdauer bei interessierenden Arbeiten. Das übergreifende Denken wird auch im sozialen Handeln früh sichtbar, jedoch häufig missverstanden.
Wie kann ich feststellen, ob mein Kind hochbegabt ist?
Mit einem Intelligenztest kann Hochbegabung erkannt werden. Die vielen Untertests, die das abstrakte Denkvermögen auf unterschiedlichen Ebenen messen, geben die entscheidenden Hinweise. Werden dort IQ-Werte über 130 erreicht, bezeichnen wir ein Kind als hochbegabt. Es ist dabei wichtig, die Kinder von ausgebildeten Dipl.-Psychologen, die mit dem Thema Hochbegabung vertraut sind, testen zu lassen.
Welche Merkmale gibt es für Hochbegabung?
In der Broschüre „Begabte Kinder finden und fördern“ des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft sind die folgenden Merkmale aufgelistet:
Merkmale des Lernens und Denkens bei motivierten hochbegabten Kindern
– sehr hohes Detailwissen in einzelnen Bereichen,
– ungewöhnlich großer Wortschatz für ihr Alter,
– ausdrucksvolle, ausgearbeitete und flüssige Sprache,
– schnelles Merken von Fakten,
– schnelles Durchschauen von Ursache-Wirkungs-Beziehungen,
– Suche nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden,
– schnelles Erkennen von grundlegenden Prinzipien,
– schnelles Herstellen gültiger Verallgemeinerungen,
– gute Beobachtungsgabe,
– lesen viel und vor allem Bücher, die über ihre Altersstufe deutlich hinausgehen,
– denken kritisch, unabhängig und wertend.
Arbeitshaltung und Interessen
– Hochbegabte gehen in Problemen völlig auf, wenn sie motiviert sind,
– sie wollen Aufgaben immer vollständig lösen,
– Routineaufgaben langweilen leicht,
– sie streben nach Perfektion,
– sie sind selbstkritisch,
– sie arbeiten gern unabhängig, um Probleme durchdenken zu können,
– sie setzen sich hohe Leistungsziele, die sie mit einem Minimum an Anleitung und Hilfe durch Erwachsene erreichen,
– sie interessieren sich für „Erwachsenen-Themen“ (Umweltfragen, Politik, Religion, Philosophie, Sexualität, Gerechtigkeit u.a.).
Soziales Verhalten
– Häufige Beschäftigung mit Begriffen wie Gerechtigkeit, Gut-Böse, Recht-Unrecht,
– ausgeprägtes Moralbewusstsein und grundsätzliche Ablehnung körperlicher Gewalt
– Individualismus
– prüfen Meinungen von Autoritäten, bevor sie sie akzeptieren,
– übernehmen Verantwortung,
– zuverlässig in Planung und Organisation,
– bevorzugen meist ältere Spielgefährten oder Erwachsene, sind auf der Suche nach Gleichbefähigten,
– wollen über ihre Situation selbst bestimmen,
– können sich in andere einfühlen und sind daher für politische und soziale Probleme aufgeschlossen.
Warum brauchen hochbegabte Kinder Hilfe?
Den hochbegabten Kindern werden die gleichen Anforderungen zugemutet, wie den normal begabten Kindern. Die Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft, bedingt durch das hohe abstrakt logische Denken, die schnelle Auffassungsgabe und das sehr gute Gedächtnis liegt bei hochbegabten Kindern jedoch wesentlich höher. Schon in den ersten Kindergarten- und Schulzeiten erfahren sie, dass ihre Fähigkeiten nicht erwünscht sind. Für viele hochbegabte Kinder beginnt mit Eintritt in die Schule ein Prozess der Persönlichkeitsveränderung, psychosomatische Störungen behindern ihr Leben, die Unlust wächst, die Motivation, das kleine Leben mitzugestalten, erlischt. Eltern, Erzieher, Lehrer und Psychologen stehen dann vor einem Rätsel.
Lehrer glauben an eine falsche Erziehung im Elternhaus, andere gleichaltrige Kinder verstehen die Interessen hochbegabter Kinder nicht und lehnen sie oft ab. Der Schulstoff ist für hochbegabte Kinder keine Anforderung. Oft beteiligen sie sich nur noch bei neuen Themen am Unterricht. Permanentes Abschalten bei Wiederholungen in der Schule führt oft zu tatsächlichen Wissenslücken. Würde der Unterricht ihre Denkprozesse anregen, wären auch die hochbegabten Kinder glücklicher. Das Selbstwertgefühl vieler hochbegabter Kinder erleidet erhebliche Einbrüche. Irgendwann glauben sie, sie seien aufgrund der vielen Erklärungen und Wiederholungen, die von ihnen verlangt werden, dumm. Hochbegabte Kinder wissen nicht, dass sie hochbegabt sind, sie können normal begabte Denkstrukturen nicht nachvollziehen. Erst im Erwachsenenalter können sie erkennen, dass erhebliche geistige Unterschiede die Menschen prägen.
Wie können wir hochbegabte Kinder, entsprechend ihren Fähigkeiten, fördern?
Eltern mit hochbegabten Kindern kann nur empfohlen werden, jede Motivation des Kindes zu unterstützen. Da sie so vielseitig, schnell und ausdauernd bei interessanten Angeboten sind, haben sie auch viele Möglichkeiten, die einer Förderung bedürfen. Den schulischen Erfolg führen Eltern auch darauf zurück, dass Schule nur noch ein kleiner Teil im Leben ihres Kindes war, ein notwendiges Übel, andere Aktivitäten des Kindes waren wesentlich wichtiger. Unsere Kinder fallen aus der Norm, wie die Kinder auf der anderen Seite. Auch dort müssen Eltern viel mehr Zeit und Engagement aufbringen, ihre Kinder fördern zu lassen. Bei hochbegabten Kindern ist dieses Engagement der Eltern begrenzt auf die Kindheit. Irgendwann können die Kinder viele Aktivitäten allein aufsuchen und wenn sie ohne große Schäden in das Erwachsenenalter eintreten, werden sie ihre Zukunft meistern können.
11. Thema: Zweck und Aufgaben des Dachverband Legasthenie Deutschland e.V.
Ist der Dachverband Legasthenie Deutschland (DVLD e.V.) ein gemeinnütziger Verband?
Ja. Der Dachverband Legasthenie Deutschland ist ein gemeinnütziger Verband, der nicht auf Gewinn ausgerichtet ist. Der Verband verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke i. S. d. Abschnittes „Steuerbegünstigte Zwecke“ der Abgabenordnung. Der Satzungszweck wird insbesondere durch ideelle und materielle Unterstützung der Mitglieder verwirklicht.
Welches Ziel hat der DVLD e.V.?
Die Ziele sind in der Satzung des DVLD ausführlich beschrieben.
Der DVLD hat zum Ziel die Öffentlichkeit in breitem Rahmen über den Sachverhalt von Legasthenie, LRS, Dyskalkulie, ADS und Hochbegabung zu informieren, Betroffene und Angehörige zu beraten und konkrete Hilfestellung zu bieten. Der DVLD organisiert Informationsabende, Weiterbildungsveranstaltungen und Workshops. Er listet Fachleuten für Diagnose und Förderung auf vermittelt diese auf Anfrage.
Der DVLD wird in seiner Zielsetzung von Pädagogen, Ärzten, Psychologen und anderen Berufsgruppen, die mit dem Thema Legasthenie zu tun haben, unterstützt. Der Verband ist für alle wissenschaftlich anerkannten und gleichzeitig für alle empirisch erfolgreichen Methoden offen.
Wer kann Mitglied des DVLD e.V. werden?
Mitglied des Verbands kann jede natürliche Person, die das 18. Lebensjahr vollendet hat, sowie juristische Personen werden, die sich den Verbandsrichtlinien entsprechend verhalten.
Voraussetzung für den Erwerb der ordentlichen Mitgliedschaft ist ein schriftlicher Aufnahmeantrag, der an den Vorstand gerichtet werden muss. Über die Aufnahme von Mitgliedern entscheidet der Vorstand. Mehr dazu kann in der Satzung des DVLD e.V. nachgelesen werden.