Lob, positive Bestärkung und Mitfreude
Viele legasthene Menschen haben das Gefühl, trotz fleißigem, mühsamem Üben keinen Erfolg zu haben. Schließlich sind die Probleme oft so groß, dass es viele Wiederholungen und einen langen Atem braucht, bis sie zu einem befriedigenden Ergebnis kommen. Auch werden Zwischenerfolge oft gar nicht erkannt. Daher ist es ganz wichtig, diese anzuerkennen. Kinder mit einer Legasthenie oder Dyskalkulie sind sehr stark auf Lob angewiesen. Schließlich müssen sie sich viel mehr als andere abmühen, um zu einem guten Ergebnis zu kommen, und weitaus häufiger müssen sie mit Misserfolgen fertig werden, was natürlich das Selbstwertgefühl und die Motivation verringert. Mehr als andere brauchen sie eine Rückmeldung, ob ihr Verhalten richtig ist. Durch gezieltes Lob lernen sie, dass sie selbst Verursacher der Erfolge sind, und sie werden ermutigt weiterzumachen.
Lob, positive Bestärkung und Mitfreude können also zum einen helfen, das Selbstwertgefühl zu stärken und zum anderen können sie motivieren und das Verhalten beeinflussen. Schließlich soll sich das Kind nicht aus Frust über schlechte Zensuren zurückziehen und entmutigt aufgeben. Vielmehr soll es mit gezieltem Üben seine Situation verbessern. Das Üben bringt Erfolge, die sich allerdings erst nach und nach einstellen. Daher sollte Lob nicht nur bei Erfolg eingesetzt werden, sondern auch bei Anstrengung und Mühe des Kindes. Auch jeder Teilerfolg ist eine positive Bemerkung wert. Wenn ein Schüler beispielsweise fast immer nach dem Punkt groß weiterschreibt, nun aber gerade aufmerksam genug ist und an die Großschreibung denkt, so muss dies gelobt werden. Oder, wenn am vorigen Tag ein Wort geübt wurde und nun richtig geschrieben wird, ist auch dies auf jeden Fall lobenswert. Auch wenn ein Kind vor Beginn des Lerntrainings circa 30 Fehler pro Diktat machte, nun aber „nur“ noch 20, so sollte auch hier ein freudiger Ausruf, ein herzliches Gratulieren zum Erfolg oder eine Umarmung folgen – ganz egal ob diese 20 Fehler auch noch Note 6 ergeben. Das Ziel darf erstmal nicht sein, von Note 6 zu Note 3 zu kommen, sondern zum Beispiel die Fehlerquote zu senken. Selbst wenn das Kind zwar Fehler gemacht hat, diese aber noch entdeckt, muss gelobt werden. So wird es bestärkt darin, beim nächsten Mal wieder genau hinzusehen.
Immer wieder trifft man auf die Meinung, Lob sollte für perfekte Leistungen aufgespart werden. Dies führt aber in den allermeisten Fällen dazu, dass das Kind gar nicht bis zu dieser Leistung gelangt, sondern schon viel früher aufgibt. Natürlich ist es auch wichtig, zielgenau zu loben. Also genau zu sagen, was gut gemacht wurde. Beim Loben sollte man darauf achten, nicht immer die gleiche Vorgehensweise an den Tag zu legen. Wenn Sie immer mal wieder andere Formulierungen oder Gesten oder freudige Bemerkungen finden, wirkt das Lob nicht abgedroschen oder unecht.
Text: Heike Kuhn-Bamberger, Vorstandsmitglied des DVLD e.V., Diplomierte Legasthenie- und Dyskalkulietrainerin (EÖDL), Buchautorin
Seite von Heike Kuhn-Bamberger
Bild: Morgue File
Sehr geehrte Frau Kuhn-Bamberger,
ich möchte Ihnen nur sagen das diese Seite mit all ihren Ratschlägen, Informationen und Erläuterungen sehr hilfreich ist. Ich bin sehr froh das ich diese Website gefunden habe.
Ich stehe noch ganz am Anfang mit meiner Tochter, bin aber in guter Hoffnung, Hilfe und Förderung finden zu können.
Liebe Grüße
K.Weber